
Danach werden die einzelnen Anfälle kürzer,
die Auseinandersetzungen differenzierter und klarer.
Die Kinder sind nun zugänglicher und können
besser definieren, was sie wollen, wodurch die Eltern
deren Bedürfnisse besser deuten können. Mit
dreieinhalb bis vier Jahren endet schließlich die
Trotzphase. „Natürlich gibt es in der Folge immer
noch Wut und Zorn“, macht König klar. „Weil aber
unter anderem die sprachlichen Fähigkeiten zunehmen,
werden die Wutanfälle nun bewusst als
Instrument zur Erreichung bestimmter Ziele eingesetzt.
Darüber hinaus entfällt die zuvor typische
Desorientierung.“
trotz – die Generalprobe
fürs Leben
Durch die Phase der
Ich-Entwicklung werden
also erstmals eigene
Bedürfnisse, Wünsche
und Vorstellungen definiert.
Vor allem aber
„Eines ist ganz typisch
– das Trotzereignis geht
mit großer Not und
Verzweiflung einher.“
Sabine König, Sozialpädagogin
dient dieser Prozess laut
der Expertin dazu, Verhaltensweisen für das weitere
Leben und die soziale Interaktion zu erlernen:
„Im Trotz üben Kinder bestenfalls Anpassungslernen,
Impulssteuerung und Frustrationstoleranz.
Die Aufgabe von uns Eltern ist es dabei, Kinder
zu stärken und mit Handlungsskripten auszustatten.
Wir müssen unerwünschtem Verhalten während
der Trotzphase so begegnen, dass sie später
in ihrem Umfeld zurechtkommen.“ Und genau hier
lauern auch Fallstricke im Hinblick auf den Umgang
der Eltern mit diesen Herausforderungen.
So ist das Bestreben, einen Trotzanfall mit aller
Macht zu vermeiden, mitunter kritisch. König
erklärt das anhand einer alltäglichen Beispielsituation:
„Während eines Supermarkteinkaufs verlangt
das Kind nach einem Eis, welches aufgrund der
Umstände nicht sofort verfügbar ist.
Konzentrieren sich die Eltern nun ausschließlich
darauf, aus Angst vor einer Eskalation diese zu
umgehen, tun sie alles, damit das Kind nicht zu
schreien beginnt. Es wird verhandelt, versprochen,
abgelenkt. Diese Unsicherheit der Eltern, nehmen
Kinder unbewusst als negative, möglicherweise sogar
persönlichkeitsdestabilisierende Rückmeldung
wahr, was wiederum direkte Auswirkungen auf deren
Verhalten hat. Entweder schreien sie nun erst
recht oder sie verinnerlichen den Leitspruch „bloß
nicht schreien“.
tipps für den Umgang mit dem trotz
Hier schlägt die Diplompsychologin den Bogen
zur häufig falsch verstandenen bedürfnisorientierten
Erziehung. Deren Grundgedanke ist es, dass
die Bedürfnisse aller Familienmitglieder dieselbe
Bedeutung und Wertigkeit haben. Um diese zu
erfüllen, ist ein Ausbalancieren der unterschiedlichen
Erwartungen und Wünsche erforderlich.
Steht ausschließlich das Bedürfnis des Kindes im
Mittelpunkt beziehungsweise kann es immer und
ungehindert seinen eigenen Willen ausleben, zentralisiert
es sich zu sehr.
„Kinder lernen von und mit uns“, macht sie
deutlich und fährt fort: „Wir müssen ihnen den
Raum geben, damit sie ihre Bedürfnisse ausleben
können und gleichzeitig Wirkungsstrategien erlernen,
um sich im Leben und im Umgang mit anderen
zurechtzufinden.“ Aus dieser Maxime leitet
sie auch die goldene Regel für das elterliche Verhalten
während der Trotzphase ab: „Erwachsene müssen
Orientierung geben, denn Kinder brauchen
Nähe, sowie ein klares, verbindliches Verhalten,
das Sicherheit und Stabilität vermittelt - eine verlässliche
Instanz, den sprichwörtlichen Fels in der
Brandung.“
Leider gibt es kein Patentrezept für den richtigen
Umgang mit Trotzanfällen und dennoch lassen
sich einige allgemeingültige Handlungsempfehlungen
festhalten. Dazu gehört zunächst einmal, sich
als Eltern nicht durch die Extremsituation verunsichern
zu lassen, sondern
versuchen, ruhig zu bleiben.
Darüber hinaus ist
es nicht ratsam, während
der akuten Trotzsituation
zusätzlichen Druck beispielsweise
durch Festhalten
oder eingeforderten
Augenkontakt auszuüben.
Auch Maßregelungen oder
Bestrafungen sollte man
vermeiden. Zielführender ist es vielmehr, sich ein,
auf das Kind individuell zugeschnittenes, ritualisiertes
Spektrum an Reaktionsmöglichkeiten anzueignen.
Das kann bedeuten, für kurze Zeit gemeinsam
den Raum oder die Situation zu verlassen beziehungsweise
zu verändern. Wichtig hierbei ist es,
das Kind nicht alleine zu lassen, sondern als stabile
Vertrauensperson zu fungieren und nicht aus
der Situation zu fliehen. Andere hingegen fordern
Trost und Anteilnahme, wollen umarmt und gehalten
werden.
ein „Nein“ ist keine bedrohung
Möglicherweise gelingt es auch, Trotzanfälle zu
kanalisieren oder abzufangen, indem Mama und
Papa sich viel Zeit nehmen und lernen, ihr Kind
und seine Bedürfnisse richtig zu lesen. So können
sie Rückmeldung auf die Bedürfnislage des Kindes
geben und das Kind hat wiederum keinen Grund
zu schreien. „Die Ich-Findung muss zwar auf jeden
Fall gelebt werden, aber Schreien ist hierfür
nicht zwangsläufig notwendig“, so Sabine König.
Wie aber nun reagieren, wenn das Kind an der
Supermarktkasse lautstark und unmissverständlich
nach dem nicht vorhandenen Eis verlangt? Im Falle
einer sicheren und verlässlichen Beziehung weiß
das Kind um die Liebe und das Verständnis seiner
Eltern. Daher wird das „Nein“ laut König nicht als
Bedrohung, sondern vielmehr als Kommunikationsangebot
wahrgenommen – es lädt zur Interaktion
ein. Denn Regeln, Grenzen und Verbote dienen zur
Überprüfung der Belastbarkeit der Beziehung.
Das Kind hat Spaß an der Reibung und lernt
im Konflikt mehr als in der Harmonie. Wichtig ist
dabei, dass die Regelverantwortung beim Erwachsenen
liegt, welcher mittels Präsenz statt übermäßig
vieler Worte erzieht. Die Kinder wiederum
reagieren auf die Kommunikationsatmosphäre und
überprüfen für sich, ob der Erwachsene ernst zu
nehmen ist. Einfache, kurze Sätze, die die positive
Verhaltenserwartung beschreiben, sind zielführender
als inflationäre Wiederholungen. Hektik und
Stress hingegen nehmen der Botschaft ihre Ernsthaftigkeit.
Außerdem sollte auf Wünsche und leere
Drohungen ohne Konsequenzen oder Lautwerden
verzichtet werden und stattdessen klare Verbindlichkeit
vermittelt werden.
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